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Richard Kriesche

ABSTRACT

Wissenschaft und Kunst: ein Missverständnis über das Missverhältnis inmitten der unwissenden Wissensgesellschaft.

Wir leben in einer wissenschaftlich-technisch-technologisch dominierten Welt. Entsprechend wird die Globalgesellschaft vom Typus eines durch und durch rationalen Wesens, vornehmlich des Natur- und Wirtschaftswissen­schaftlers, geprägt. Er ist, wie die meisten von uns, zuvorderst eine neugierige Person. Um die unbekannten Phänomene zu verstehen, formuliert er Hypothesen; anschließend begründet oder verwirft er diese durch methodisch kontrollierte Verfahren. Urvater dieser Erkenntnismethode – einer Methode, die im diametralen Gegensatz zum bisherigen Verständnis von Kunst steht – ist Descartes.

Kein Grund aber für den Wissenschaftler, seine Methode nicht auch auf die Kunst anzuwenden. Zusätzlich befeuert durch den Erkenntnisverlust eines von Kunst und Wirklichkeit entfremdeten Kunstbetriebs, wird Kunst selbst zum Forschungsobjekt im descartes'schen Sinn. Verwissenschaftlichung wird so als ein unaufhaltsamer Prozess der gesellschaftlichen Evolution deutlich. Damit steht Kunst auf dem Prüfstand, wollte sie sich als Teil dieses Prozesses verstehen.

Nach ihrem heutigen Verständnis ist Kunst nicht Aufbruch ins Ungewisse, sondern die in Anspruch genommene Selbstver-herrlichung zur Stabilisierung der instabilen, hochriskanten, realen Verhältnisse – ein Irrtum als Placebo. Erst eine Kunst, die an diesen Informatisierungsprozessen kritisch gestaltend teilhat, wird wieder zu sich selbst finden können, wenn sie selbst übersteigt und zum Paradigma avanciert, dass die Welt eben nicht auf naturwissenschaftliche Prozesse reduzierbar ist. Dann ließe sich über Kunst in Analogie sagen: Wie Gottes Existenz kein Problem der Naturwissenschaften ist, da Gott selbstverständlich nicht im Universum vorkommt, ist Kunst kein Problem der Naturwissenschaften, da Kunst nicht in der Natur vorkommt, wohl aber in den Wissenschaften. In der Informatisierung der Wirklichkeit erkennt Kunst nicht nur ihre ursächliche gesellschaftliche Funktion wieder, sondern auch ihre Verankerung in der Wissenschaft. Denn allein die Kunst ist in der Lage, das Zeitbild der Wissensgesellschaft als Weltbild auszulegen.
R.K.



Biografie

Richard Kriesche
* 1940, Wien, lebt und arbeitet in Graz und Wien. Kriesche ist Medienkünstler und -theoretiker, Ausstellungsmacher, Kurator von Kunst- und Wissenschaftsausstellungen, Herausgeber von Kunstzeitschriften, Galerist und Publizist.

Von 1958 bis 1963 studierte er an der Akademie der bildenden Künste und an der Universität Wien. 1963 begann er seine Lehrtätigkeit an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Graz, wo er 1976 die Abteilung Audio-Visuelle Medien gründete, Österreichs erste schulische Ausbildung für "Neue Medien". In den Jahren 1988 bis 1991 lehrte er an der Technischen Universität Wien zu Fragestellungen über Medienkunst und neue Technologien. 1991 wurde er an der Hochschule für Gestaltung Offenbach mit der Gründung des Lehrbereichs "Theorie und Praxis elektronischer Bilderzeugung" betraut. Bis zu seiner Leitung des Wissenschaftsressorts der Steiermärkischen Landesregierung war Kriesche Gastprofessor an der École des beaux Arts – Paris (1995–96).

Kriesches künstlerische Arbeitsfelder umfassen Foto-, Video-, Computer- und Netzkunst, Installationen und Performances. Mit seinen Werken war er bei zahlreichen Großveranstaltungen vertreten (Documenta, Biennale etc.) und hat bislang an mehr als 370 Ausstellungen weltweit teilgenommen.

2006 wurde Kriesche mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet; 2011 erhielt er den Österreichischen Kunstpreis.



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