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IM FREIEN FELD
Elisabeth Schimana

ABSTRACT

Niemand hört dasselbe unter gleichen Bedingungen. Es gilt diesen Satz zu verifizieren oder zu falsifizieren.

Psychoakustische Forschungen finden im Labor statt. Die Bedingungen sind genau festgelegt, die Testtöne meist Sinustöne oder Rauschen. Das Labor ist dem Lebenszusammenhang entrissen, Störeinflüsse müssen möglichst ausgeschaltet werden, alles ist so clean wie möglich. Es muss ja eine Aussage getroffen werden, die dem wissenschaftlichen Kanon pseudoexakter Aussagen standhält. Als Künstlerin nehme ich mir die Freiheit, diese wissenschaftlichen Praxen zu überschreiten, ins freie Feld zu gehen. Alle Störeinflüsse sind Teil des zu Erforschenden, dürfen nicht ausgeblendet werden. Die Versuchsanordnung ist eine Aufführung, ein Konzert, ein Prozess. Die Versuchspersonen sind aktive, handelnde, reagierende Menschen. Als Leiterin der Versuchsanordnung, als Komponistin und selbst Agierende, bin ich Teil der Versuchsanordnung, verweigere mich einer trügerischen Objektivität, begebe mich in eine Feedbackschleife mit den Versuchspersonen.

Die Versuchsanordnung: Eine live generierte Klangpartitur mit elektronisch generiertem Basismaterial, wie Sinusschwingungen, Sägezähne oder Rauschen. Die Versuchspersonen, die MusikerInnen, sind aufgefordert das Gehörte zeitgleich und präzise an ihren Instrumenten zu spielen. Das Medium Klang ist Partitur. Die Partitur, der Algorithmus, oder nennen wir es einfach die Handlungsanweisung, ist so beschaffen, dass eine exakte Ausführung nicht möglich ist. In jedem Moment, wir befinden uns hier im Millisekundenbereich, muss eine Entscheidung getroffen werden. Hier existiert ein Möglichkeitsraum, sich für ein im zeitlichen Verlauf ständig in seiner Feinstruktur veränderndes und daher instabiles Klangmuster zu entscheiden. Diese Entscheidung der MusikerInnen fließt zurück in den Prozess der Partitur-generierung.

Wer hört was und warum entscheidet sich wer für welche Interpretation?
E.S..



Biografie

Elisabeth Schimana
* 1958 Innsbruck, lebt in Wien, wo sie seit 1983 als Komponistin, Performerin und Radio-Künstlerin arbeitet. Sie studierte Elektroakustische und Experimentelle Musik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, Musikwissenschaften und Ethnologie an der Universität Wien und Komposition – Computermusik am IEM in Graz.

In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit Raum / Körper / Elektronik. Sie kooperiert laufend mit dem ORF Kunstradio und forscht im Bereich Frauen, Kunst und Technologie

2005 gründete sie IMA Institut für Medienarchäologie und ist dessen künstlerische Leiterin.

Auslandsaufenthalte führten sie nach York, Keele, London, Amsterdam, Oslo und Moskau, wo sie zwei Jahre lebte und am Theremincenter arbeitete. 2011 erhielt sie den SKE Publicity Preis, 2012 das Staatsstipendium für Komposition und 2013 den Würdigungspreis für Medienkunst des Landes Niederösterreich.

Werke (Auswahl)
Obduktion (1994–1996), intermediale Installation mit Projektionen von Thomas Freiler und Radioarbeit. Auftragswerk des ORF Kunstradio und OK Linz (Ausgangsmaterial: Tonaufnahmen während einer Obduktion in der Pathologie St. Pölten.)
Höllenmaschine (2008–2009), Komposition für den Max Brand Synthesizer. OperatorInnen: Manon Liu Winter, Gregor Ladenhauf
Auftragswerk von IMA Institut für Medienarchäologie im Rahmen der Ausstellung "Zauberhafte Klangmaschinen".
Virus #3 (2011–2013), Komposition für einen live-generierten elektronischen Klangkörper und Orchester, Auftragswerk des RSO Wien



http://elise.at http://ima.or.at